Epidendrum L.

aberrans F. R. R. Schlechter

 

Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 15: 206. 1918

 

Epiphytische, rasige, immergrüne, bis 60 cm hohe Staude mit aufrechten, zylindrischen, schilfartigen, unverzweigten oder verzweigten, acht- bis 16laubigen, unten wurzelnden, 150 – 500 x 1 – 4 mm großen, geraden, stielrunden Trieben und 1 – 2 mm dicken, weissen, fleischigen Wurzeln.

Blätter zweizeilig-wechselständig, länglich - ei-lanzettlich, stumpf - spitz, unten scheidig, ganzrandig, gegliedert, 15 – 75 x 5 – 18 mm groß, spreizend, kahl, häutig mit röhrigen, 5 – 40 x 1 - 4 mm großen, stark gewarzten Scheiden mit purpurnen Warzen.

Blütenstandstiel endständig, manchmal belaubt, 1 – 3 cm lang, dünn, gerade, stielrund mit 0 - 2 linear-lanzettlichen, zugespitzten, 6 – 9 mm langen Hochblätter. Der Blütenstand ist eine aufrechte, lockere - dichte, schirmförmige, vier- bis dreißigblütige, 25 – 100 mm lange, leicht gebogene Traube oder Rispe mit dünner, gerader, stielrunder Rhachis. Brakteen schmal dreieckig - dreieckig-eiförmig, zugespitzt, unten stängelumfassend, 2 – 5 mm lang.

Blüten gestielt, schief aufrecht, resupiniert, kahl, häutig, duftend.

Sepalen 3, länglich - länglich-elliptisch, abgerundet – spitz, ganzrandig, 7 – 11 x 2 – 3 mm groß, spreizend, vorne ausgebogen, (konkav), fünfaderig, davon 2 seitliche etwas schief. Petalen 2, +/- aufrecht, linear-verkehrt lanzettlich – spatelig, abgerundet - stumpf, ganzrandig, 7 – 10 x 1 - 2 mm groß, spreizend, dreiaderig. Lippe 1/3 angewachsen, unten gestutzt, dreilappig, genagelt, ganzrandig, 5 – 8 x 8 – 9 mm groß mit leicht schief-länglichen - dreieckigen, stumpfen - spitzen, ganzrandigen, 4 x 1 – 2 mm großen, spreizenden, geraden Seiten-, aufrechten, quadratisch-länglichem, bespitzten, zweilappigen, 4 x 6 mm großen Mittellappen mit vorne leicht schiefen, länglichen - rechteckigen, gestutzten - stumpfen, 2 - 3 x 1 mm großen, spreizenden Läppchen, röhrig angewachsenem, linearen, 3 – 4 mm langen Nagel und 2 verwachsenen, länglichen, kurzen, dünnen Kalli. Säule 6 - 7 mm lang, dick, leicht gebogen mit halbröhrigem, etwas ausgerandeten, gezähnten, 3 mm langen, konkaven Klinandrium und +/- eiförmiger, geflügelter, gezähnter Anthere. Ovarium 10 – 25 mm lang, dünn, vorne gebogen, stielrund, kahl, glatt.

Blütenblätter rosa bis violett. Lippe weiß, rosa getönt mit gelbem Kallus. Säule rosa, vorne weiß.

Blütezeit Juli bis Januar.

Frucht ist eine Kapsel.

 

Zeichnung des Typus

Blüten (achte Reihe, Bild ganz rechts; als Epidendrum L. centradenia H. G. Reichenbach)

 

Herkunft:

Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama

 

Lebensraum:

Epiphytisch, oder gelegentlich auf dem Boden, in feuchten Bergwäldern; 900 - 2800 m üNN.

 

Pflege:

Epiphytische Staude für einen halbschattigen, von Mai bis November gut luftfeuchten, luftigen Standort für das kühlere Lauwarmhaus.

Die Mindesttemperatur liegt bei ca. 0° C; die Tagesdurchschnitts-Temperatur sollte zwischen 15° (Dezember/Januar) und 18° C (April bis Juli) liegen.

Epidendrum aberrans bevorzugt ein luftiges, gut durchlässiges, humoses, nährstoffarmes, leicht saures Substrat; mögliche Zusammensetzung bei Topfkultur: Rindenstücke, Waldmoos (3:1); auch eine aufgebundene Kultur ist möglich.

Der Wasserbedarf der Art ist von Januar bis März gering, April und Dezember mäßig und von Mai bis November hoch, von Juni bis Oktober sogar sehr hoch. Hauptwachstumszeit ist von Mai bis Oktober. In dieser Zeit düngt man mit einem flüssigen Volldünger in schwacher Konzentration.

Die Vermehrung erfolgt durch Teilung März/April.

Pflanz- und Umtopfzeit ist März/April. Von Dezember bis April morgens nebeln. Pflanze bei Topfkultur stützen.

Frost, Staunässe und Trockenheit (April bis Dezember) können Schäden verursachen. Als Schädlinge können Blatt- und Schmierläuse und Spinnmilben auftreten.

 

Flora de Nicaragua

Icones Orchidacearum 8(5): t. 801. 2006

Manual de Plantas de Costa Rica (als Oerstedella H. G. Reichenbach aberrans (F. R. R. Schlechter) F. Hamer)

 

Wird allgemein als Synonym zu Epidendrum L. centropetalum H. G. Reichenbach 1852 geführt, ist aber gut unterscheidbar.